Der Michaelsberg bei Untergrombach
Der Michaelsberg ist in der archäologischen Welt über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Er ist nämlich
namensgebend für eine jungsteinzeitliche Kultur, deren Spuren hier zum ersten Mal beobachtet und dokumentiert werden konnten - die "Michelsberger Kultur".
Der Michaelsberg bildet nach Süden und Westen hin eine steil abfallende Kuppe, während er im Norden und Osten mehr oder weniger sanft
abfällt und in die danebenliegenden Hügelketten übergeht. Wenn man nun den Zugang zur Bergkuppe im Süden und Osten mit einer Holzpalisade und einem davor liegenden Wall-Graben-System versperrt, dann hat man mit
relativ wenig Aufwand eine befestigte Höhensiedlung, die in unruhigen Zeiten vor den Angriffen der Feinde schützt. Und genau dies geschah um ca. 3500 v. Chr. auf dem Michaelsberg.
Die ersten systematischen archäologischen Ausgrabungen des Erdwerkes erfolgten 1888/89 durch K. Schuhmacher und 1899 durch den
Kalsruher Ingenieur A. Bonnet. 1949 - 1962 folgten weitere Untersuchungen durch A. Dauber und W. Bauer.
Der bei den Ausgrabungen entdeckte Graben erstreckt sich über eine Länge von 720 m. Die Wände waren steil und endeten in einer 2,5 -
3,5 m breiten Sohle. Die erhaltene Tiefe schwankt je nach Erosionsgrad zwischen 0,9 und 2,7 m. Hinter dem Graben ist stellenweise auch ein Gräbchen nachweisbar, das die Standspur des Palisadenzaunes wiedergibt.
Gesichert sind zwei Tore von ca. 4 m Breite, die beide in der Nähe der heutigen asphaltierten Zugangswege liegen. Als Reste der Siedlungstätigkeit zeigen sich Gruben von runder oder ovaler Form von meist nur
ungefähr 1 m Durchmesser und bis 1,3 m Tiefe. In ihnen fanden sich Teile von Tongefäßen und Tierknochen. Auffallend ist der Mangel an Steinwerkzeugen. Die Pfostenlöcher von Hütten oder Häusern konnten aufgrund der
starken Erosion nicht mehr rekonstruiert werden. Auch Gräber fanden sich keine, statt dessen einzelne Skeletteile in den Gruben. Ein Phänomen, das noch genauerer Untersuchung und Interpretation bedarf.
Der Michaelsberg ist übrigens nicht der einzige Berg in der Umgebung, der eine derartige Erdbefestigung besitzt. Ähnliche
Höhenanlagen befinden sich in Bruchsal-Aue, Bruchsal-Scheelkopf, Bruchsal-Heidelsheim und Bretten-Bauerbach.
Heutzutage ist am Boden mit bloßem Auge von der Michelsberger Kultur nichts mehr zu erkennen. Hier ist die Phantasie und
Vorstellungskraft des Wanderers gefordert. Lediglich von der Luft aus sind die Verläufe der Gräben und Wälle noch zu verfolgen. Wer sich dennoch eine handfeste Vorstellung von den Überresten unserer Vorfahren auf
dem Michaelsberg machen möchte, sollte es nicht versäumen, die rekonstruierten Gefäße im Foyer der Michaelsklause zu besichtigen.
"Trotz des großen zeitlichen Zwischenraumes wird bei Errichtung der Michaelskapelle vermutlich noch eine ferne
Erinnerung an die heidnische Vergangenheit des Berges vorhanden gewesen sein." Zitat aus: Karlsruhe und der Oberrheingraben zwischen Baden-Baden und Philippsburg. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 16. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag 1988, S. 144. Literaturauswahl über die Römer
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